Forschungsgruppe THOI
Entwicklung und Evaluation therapeutischer Online-Interventionen für Kinder und Jugendliche
Psychotherapeutische Online-Interventionen mit Videounterstützung können möglicherweise Barrieren für die Inanspruchnahme und Umsetzung von Psychotherapie vermindern und bieten auch neue Möglichkeiten der Therapie. Psychotherapien im Direktkontakt kämpfen häufig mit Problemen der Umsetzung von therapeutischen Aufgaben im natürlichen Umfeld, die oft wesentlich sind für eine Generalisierung von Therapieeffekten aus dem therapeutischen Umfeld in das natürliche Umfeld des Patienten. Ziel der Forschungsgruppe ist die Entwicklung und Evaluation verschiedener Formen psychotherapeutischer Online-Interventionen, unter anderem auch von therapeutischen Online-Coachings im natürlichen Umfeld von Patienten mit verschiedenen Störungsbildern, um die Umsetzung von Therapieaufgaben und damit die Generalisierung von Therapieeffekten zu verbessern. In weiteren Studien wird die Umstellung von Präsenztherapie auf Online-Therapie überprüft.
Die praktische Umsetzung eines therapeutischen Online-Coachings wurde bei Patienten mitTic-Störungen (Viefhaus et al., 2021) und bei Patienten mit Zwangsstörungen (Adam et al., 2022) in Einzelfallanalysen erfolgreich erprobt. Die Zufriedenheit mit Ferntherapie während der Corona-Pandemie wurde ebenfalls überprüft (Meininger et al., 2022).
- Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP)
- Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik Köln
- Köln-Fortune Programm der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
Adam, J., Goletz, H., Viefhaus, P., Woitecki, K., & Döpfner, M. (2022). Webcam-based online coaching with children and adolescents with obsessive-compulsive disorders - a single case study. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (epub ahead of print). doi: https://doi.org/10.1024/1422-4917/a000904
Meininger, L., Adam, J., von Wirth, E., Viefhaus, P., Woitecki, K., Walter, D., & Döpfner, M. (2022). Cognitive-behavioral teletherapy for children and adolescents with mental disorders and their families during COVID-19 pandemic: A survey on acceptance and satisfaction. Child and Adolescent Psychiatry and Mental
Health, (16:61). Retrieved from doi:https://doi.org/10.1186/s13034-022-00494-7
Viefhaus, P., Adam, J., Goletz, H., Woitecki, K., & Döpfner, M. (2021). Implementation and evaluation of a therapeutic online-coaching using habit reversal training in children with Tourette's disorder – a pilot study. Frontiers in Psychology, 12:780539. doi: 10.3389/fpsyg.2021.780539
Aktuelle Teilprojekte
Entwicklung und Evaluation eines therapeutischen Online-Coachings im natürlichen Umfeld von Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörungen
Forschungsteam
Manfred Döpfner, Julia Adam, Christina Dose, Paula Viefhaus
Laufzeit
Voraussichtlich bis 2023
Zielsetzung
Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Evaluation eines therapeutischen Online-Coachings im natürlichen Umfeld von Kindern mit ADHS. Die Patienten und ihre Eltern sollen von Therapeuten über Webcams angeleitet werden (Online-Coaching), zentrale Interventionskomponenten aus dem Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP) und dem Therapieprogramm zur Steigerung von Organisationsfähigkeit, Konzentration und Impulskontrolle bei Kindern mit ADHS (THOKI) in ihrem häuslichen Umfeld umzusetzen und einzuüben. Im ersten Schritt soll damit vor allem die Umsetzung von Therapieaufgaben zur Verminderung von Problemen bei den Hausaufgaben unterstützt werden.
Methoden
In der ersten Projektphase soll die praktische Umsetzung des Online-Coachings zusammen mit Patienten und ihren Eltern erprobt werden. Schließlich soll anhand von Einzelfallstudien mit etwa 4 Patienten geprüft werden, ob sich durch dieses Online-Coaching in Verbindung mit klassischer face-to-face-Therapie Erfolge erzielen lassen. Die Erfolge können sich über (1) die Umsetzung von Therapieaufgaben durch den Patienten im natürlichen Umfeld, (2) durch eine Verringerung der Zahl von Therapiesitzungen, (3) durch eine Verbesserung der Symptomatik oder des Funktionsniveaus oder (4) durch geringe Abbruchraten und eine Verbesserung der Zufriedenheit mit der Therapie abbilden.
Ergebnisse
Die erste Projektphase ist abgeschlossen. Sowohl ein Coaching der Eltern während der Interaktion mit dem Kind (z. B. beim Frühstück, bei Spielzeit) als auch ein Coaching des Kindes (z. B. bei der Durchführung der Hausaufgaben) hat sich als gut durchführbar erwiesen. Im nächsten Schritt werden Einzelfallanalysen geplant.
Überprüfung der Effekte der Umstellung von ambulanter Präsenzvorstellung und Präsenztherapie auf videogestützte Fernvorstellung und Ferntherapie
Forschungsteam
Manfred Döpfner, Julia Adam, Lea Meininger, Elena von Wirth, Carolina Goldbeck
Laufzeit
Voraussichtlich bis 2022
Zielsetzung
Ziel des Projektes ist die Überprüfung der Effekte der Umstellung von ambulanter Präsenztherapie auf videogestützte Ferntherapie im Rahmen der Corona-Pandemie aus der Perspektive der behandelnden Therapeuten, der Eltern und der Patienten selbst.
Methoden
Studie 1
Die Therapeuten aller Patienten der Psychotherapie-Ambulanz, die im ersten Quartal 2020 beim Ausbildungsinstitut für Kinder- Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP) ambulant in Präsenztherapie behandelt wurden, werden über einen neu entwickelten Fragebogen pro Patient zum Einfluss der Corona-Krise auf die Familie und die Symptomatik des Patienten, die Nutzung von Fernbehandlung mit Videounterstützung und, die Zufriedenheit und die Therapiebeziehung befragt. Ein halbes Jahr später erfolgt eine Nachbefragung.
Studie 2
Insgesamt wurden 1046 Patienten aus vier Ambulanzen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und einer Ambulanz für Kinder- und Jugendpsychotherapie an vier Universitätskliniken (Aachen, Berlin, Göttingen, Köln) für Kinder- und Jugendpsychiatrie rekrutiert.
Ergebnisse
Studie 1
Therapeuten und Eltern von 644 Patienten beurteilten ihre bisherigen Erfahrungen und Zufriedenheit mit Videotherapie. Zudem wurde der Einfluss bestimmter Patientenmerkmale und der Psychopathologie untersucht. Ergebnisse: Von 644 Patienten wechselten 82% von der Präsenztherapie zu Ferntherapie. Therapeuten und Eltern waren überwiegend mit der Videotherapie zufrieden. Belastungen durch COVID-19, Alter, Geschlecht, Länge der Behandlung, Funktionsniveau und Symptomatik beeinflussten die Zufriedenheit, auch wenn sich durchweg geringe Korrelationen zeigten. Diskussion: Videotherapie während der COVID-19-Pandemie wurde sowohl von Eltern als auch von Therapeuten gut angenommen. Bestimmte Patientenmerkmale standen mit der Zufriedenheit im Zusammenhang.
Studie 2
Insgesamt wurde die Indikation für eine telemedizinische Konsultation in 59 % der Fälle gestellt, wobei die Variabilität mit 38% - 59% in den kinderpsychiatrischen Ambulanzen und mit bis zu 91% in der psychotherapeutischen Ambulanz hoch war. Der Hauptgrund für eine Kontraindikation war in 15 % der Fälle eine somatische Beurteilung oder Behandlung, gefolgt von Intelligenzminderung oder Sprachproblemen des Patienten oder der Betreuungsperson in 10 %, sowie Notfällen in 8 % der Fälle.
Durchführung von kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) für Kinder und Jugendliche über Videokonferenzen: Eine teilrandomisierte Machbarkeitsstudie zur Patientenpräferenz (PRPP)
Forschungsteam
Elena von Wirth (Leitung), Sarah Willems & Manfred Döpfner
Laufzeit
Voraussichtlich bis 2023
Zielsetzung
Ziel dieser Studie ist es, die Durchführbarkeit der Anwendung eines teilrandomisierten Patientenpräferenzdesigns (PRPP) zu untersuchen, um die Wirksamkeit einer per Videokonferenz durchgeführten kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) für Kinder und Jugendliche mit internalisierenden oder externalisierenden psychischen Problemen zu bewerten.
Methoden
Die Teilnehmer (6;0 - 18;11 Jahre, n = 50) werden entweder per Videokonferenz oder persönlich zu psychotherapeutischen Probesitzungen (max. sechs Sitzungen) eingeladen. Die Teilnehmer werden nur randomisiert, wenn sie der Randomisierung zustimmen. Die folgenden Forschungsfragen sollen untersucht werden:
- Wie viele Teilnehmer haben eine starke Präferenz für eine per Videokonferenz oder persönlich durchgeführte CBT? (Behandlungspräferenzen)
- Wie viele Teilnehmer akzeptieren die zufällige Gruppenzuweisung? (Akzeptanz der Randomisierung)
- Wie viele Teilnehmer bitten um eine Änderung der Behandlungsmethode während der Behandlungsphase? (Beibehaltung der Behandlung)
- Wie hoch ist die Akzeptanz einer per Videokonferenz durchgeführten CBT? (Akzeptanz)
- Unterscheidet sich die Stärke des therapeutischen Bündnisses zwischen einer per Videokonferenz durchgeführten und einer persönlich durchgeführten CBT? (Therapeutische Allianz)
- Wie groß ist die beobachtete Effektgröße für Veränderungen bei den emotionalen und Verhaltensproblemen der Kinder während der Behandlungsphase, die anhand einer standardisierten Bewertungsskala (Elternbewertungen) beurteilt wurden? (Effektgröße für standardisierte Bewertungen)
- Wie groß sind die beobachteten Auswirkungen auf die Veränderungen bei den emotionalen und Verhaltensproblemen der Kinder während der Behandlungsphase, die anhand einer individuellen Problem-Checkliste (Elternbewertungen) beurteilt werden?
Das zweite Ziel der Studie besteht darin, Informationen von Patienten und ihren Vertretern (Eltern/Pflegepersonal) über die Ansichten und Meinungen der Patienten hinsichtlich des Studiendesigns und der relevanten Erfolgsmaße zu sammeln.
Ergebnisse
Das Projekt befindet sich in der Planungsphase.