Forschungsgruppe SELBST

Entwicklung und Evaluation des Therapieprogramms für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen

Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Evaluation des Therapieprogramms für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (SELBST; Rademacher et al., 2002; Walter et al., 2007). SELBST ist ein störungsübergreifendes, problem- und zielorientiertes, kognitiv-behaviorales Behandlungsprogramm, das folgende Schwierigkeiten von Jugendlichen aufgreift: Leistungsprobleme, Familienprobleme, Gleichaltrigenprobleme und Selbstwertprobleme. SELBST basiert auf dem Selbstmanagementansatz von Kanfer und Mitarbeitern (2002), versucht, an den Ressourcen und Kompetenzen von Jugendlichen und Bezugspersonen anzuknüpfen und trägt adoleszentenspezifischen Besonderheiten in der psychotherapeutischen Arbeit Rechnung (beispielsweise dem Aufbau von Behandlungsmotivation, dem Einbezug von Eltern und weiteren Bezugspersonen). Ein besonderer Fokus wird auf die Erarbeitung von individuellen Therapiezielen und den Transfer von Behandlungseffekten in den Alltag gelegt.

In den abgeschlossenen Teilprojekten wurden die einzelnen Module von SELBST entwickelt und publiziert – neben dem Grundlagenband (Walter et al., 2007), das Modul Leistungsprobleme (Walter & Döpfner, 2009), Gleichaltrigenprobleme (Dresbach & Döpfner, 2020), Familienprobleme (Rademacher & Döpfner, in Vorb.)  und Selbstwertprobleme (Schreiter & Döpfner, in Vorb.). In Pilotstudien mit Eigenkontrollgruppendesigns wurden die Module im Vergleich zu einer Wartephase evaluiert. Dabei haben sich SELBST-Leistungsprobleme (Walter, 2004; Walter & Döpfner, 2006, 2007a,b, 2009), SELBST-Familienprobleme (Rademacher, 2012; Rademacher et al., 2017), SELBSTGleichaltrigenprobleme (Schmitt, 2010); und SELBST-Selbstwertprobleme (Schreiter, 2016) als wirkungsvoll erwiesen. Zusätzlich wurde ein Gruppentraining für Jugendlichen mit Leistungs- und Gleichaltrigenproblemen als wirkungsvoll evaluiert (Maiwald, 2011; Feldkötter, 2015).

Finanzierung
  • Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Uniklinik Köln 
  • Ausbildungs- und Forschungsinstitut für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der Uniklinik Köln (AKiP)
  • Rheinenergie Stiftung Jugend / Beruf Wissenschaft (RES)
Publikationen

Döpfner, M. & Walter, D. (2002). Verhaltenstherapeutische Zugänge in der Adoleszenz. Psychotherapie im Dialog, 3 (4), 345-352.

Dresbach, E. & Döpfner, M. (2020). Gleichaltrigenprobleme im Jugendalter. SELBST-Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (hrsg. M. Döpfner, D. Walter, C. Rademacher, S. Schürmann), Band 3. Göttingen: Hogrefe.

Maiwald, R., & Döpfner, M. (2011). SELBST-Therapieprogramm zur Behandlung Jugendlicher mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen - Konzept und Effekte. In F Linderkamp (Hrsg.), ADHS im Jugend- und Erwachsenenalter (S. 73-97). Tübingen: dgvt-Verlag.

Rademacher, C., Walter, D., & Döpfner, M. (2002). SELBST - ein Therapieprogramm zur Behandlung von Jugendlichen mit Selbstwert-, Aktivitäts- und Affekt-, Leistungs- und Beziehungsstörungen. Kindheit und Entwicklung, 11, 107-118.

Rademacher, C., Hautmann, C. & Döpfner, M. (2017). Behandlung von Eltern-Jugendlichen-Konflikten nach dem Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (SELBST) - Konzeption und Ergebnisse einer Pilotstudie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 45, 283-294. doi: 10.1024/1422-4917/a000440

Rademacher, C. & Döpfner, M. (in Vorb.). Familienprobleme im Jugendalter. SELBST-Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (hrsg. M. Döpfner, D. Walter, C. Rademacher, S. Schürmann), Band 4. Göttingen: Hogrefe (erscheint voraussichtlich 2021).

Schreiter, T. & Döpfner, M. (in Vorb.). Familienprobleme im Jugendalter. SELBST-Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen (hrsg. M. Döpfner, D. Walter, C. Rademacher, S. Schürmann), Band 5. Göttingen: Hogrefe (erscheint voraussichtlich 2022).

Walter, D. & Döpfner, M. (2006). Die Behandlung von Jugendlichen mit Leistungsstörungen mit dem SELBST-Programm - Kurzzeiteffekte. Verhaltenstherapie, 16, 257-265.

Walter, D. & Döpfner, M. (2007a). Die Behandlung von Jugendlichen mit Leistungsstörungen mit dem Therapieprogramm SELBST – Konzept und Kasuistik. Kindheit und Entwicklung, 16, 163-170. 

Walter, D. & Döpfner, M. (2007b). Die Behandlung von Jugendlichen mit Leistungsstörungen mit dem Therapieprogramm SELBST- Konzept und Stabilität der Veränderungen während der Therapie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 35, 281-290. 

Walter, D., Rademacher, C., Schürmann, S. & Döpfner, M. (2007). Grundlagen der Selbstmanagementtherapie bei Jugendlichen. Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen, SELBST (hrsg. M. Döpfner, D. Walter, C. Rademacher, S. Schürmann), Band 1. Göttingen: Hogrefe.

Walter, D. & Döpfner, M. (2009). Leistungsprobleme im Jugendalter. Therapieprogramm für Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen, SELBST (hrsg. M. Döpfner, D. Walter, C. Rademacher, S. Schürmann), Band 2. Göttingen: Hogrefe.

Dissertationen

Feldkötter, D. (2015). Entwicklung und Evaluation eines Gruppentherapieprogramms zur Behandlung von Jugendlichen mit Leistungs- und Gleichaltrigenproblemen. (SELBST-Gruppe): Effekte bezogen auf Leistungsprobleme. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln. 

Hoppig, K. (2001). Issues Checklist Cologne (ICC). Erstellung eines Messinstrumentes zur Erfassung von Konfliktthemen zwischen Jugendlichen und deren Eltern. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln.

Kühn, H. (1999). Entwurf und Evaluation eines behavioral-familientherapeutischen Manuals zur Behandlung von Jugendlichen-Eltern-Konflikten. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln.

Maiwald, R. (2011) Entwicklung und Evaluation eines Gruppentrainings zur Behandlung von Jugendlichen mit Leistungs- und Gleichaltrigenproblemen: Effekte auf Gleichaltrigenprobleme. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln. 

Rademacher, C. (2012). Entwurf und Evaluation eines systemisch-behavioralen Manuals zur Behandlung von Eltern-Jugendlichen-Konflikten. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln. 

Schmitt, E. (2010). Konzeption und Evaluation eines Therapiemanuals nach dem Selbstmanagement-Ansatz zur Behandlung von Gleichaltrigenbeziehungs-störungen im Jugendalter. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln. 

Schreiter, T. (2016) Konzeption und Evaluation eines kognitiv-behavioralen Therapiemanuals zur Behandlung von Selbstwert-, Aktivitäts- und Affektproblemen im Jugendalter. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln. 

Walter, D. (2004). Entwurf und Evaluation eines kognitiv-behavioralen Manuals zur Behandlung von Leistungsstörungen bei Jugendlichen. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln.)

Weiß, C. (1999). CBQC. Erstellung eines Messinstrumentes zur Erfassung des Konfliktverhaltens zwischen Jugendlichen und deren Eltern. Dissertation, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln. 

Aktuelle Teilprojekte

SELBST-6: Smartphone-App für SELBST-Leistungsprobleme

Digitale Therapie-Optimierung durch eine Smartphone-App für das Modul SELBST-Leistungsprobleme

Forschungsteam
Daniel Walter (koordinierend), Lavinia Thelen (federführend), Christian Kohls (Fachhochschule Köln), Stephan Bender & Manfred Döpfner

Laufzeit
bis 2022

Zielsetzung

Eine beträchtliche Anzahl an Jugendlichen leidet sowohl an psychischen Störungen als auch an schulischen Defiziten, was zu einem erhöhten Risiko einer negativen psychosozialen Entwicklung führt. Es gibt jedoch nur wenige Behandlungsmöglichkeiten, die sich speziell an diese Jugendlichen richten. Die vorliegende randomisierte Kontrollgruppenstudie untersuchte die Wirksamkeit eines Behandlungsprogramms für Jugendliche, die sowohl unter schulischen Defiziten als auch unter psychischen Störungen leiden. Darüber hinaus wurde der zusätzliche Nutzen einer speziell entwickelten Smartphone-App zur Verbesserung des Therapietransfers untersucht.

Methoden

Eine klinische Stichprobe von n = 60 Jugendlichen im Alter von 11 bis 18 Jahren wurde nach dem Zufallsprinzip entweder der Experimentalgruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt. Die Experimentalgruppe erhielt eine wöchentliche kognitive Verhaltenstherapie auf Grundlage eines Behandlungsmanuals mit einer Therapie-Smartphone-App, während die Kontrollgruppe, ‚Treatment as usual‘ erhielt.

Ergebnisse

Multilevel-Analysen zeigten klinisch relevante Verbesserungen bei den schulischen Ergebnismessungen in beiden Gruppen. Eine statistische Überlegenheit der Behandlungsgruppe wurde für den Notendurchschnitt sowie für die individuellen Probleme bei der Bewertung durch die Jugendlichen und die Eltern bei der Posterhebung festgestellt. Bei den von den Lehrern bewerteten schulischen Defiziten wurde eine statistische Überlegenheit der Behandlungsgruppe während der Posterhebung festgestellt. Die psychischen Probleme verbesserten sich in beiden Gruppen, wobei jedoch keine der beiden Gruppen statistisch überlegen war.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Jugendlichen ihre schulischen Leistungen und psychischen Probleme in dieser speziellen Gruppe beeinträchtigter Jugendlicher verbessern konnten. Die Smartphone-App wurde von den Jugendlichen gut angenommen, zeigte jedoch keinen statistisch signifikanten Nutzen. Zu den Einschränkungen der Studie gehören die geringe Stichprobengröße und die hohe Abbrecherquote in der Experimentalgruppe.